Fennas Bericht aus Norwegen
Fennas Bericht aus Norwegen
Moin, ich bin Fenna und genau wie Henri habe auch ich die Möglichkeit bekommen, über Erasmus einen Austausch nach Norwegen zu machen.
Hierfür habe ich am Sonntag, den 16.04.2023 morgens die Fähre in Hirtshals, Dänemark, bestiegen, die mich nach Kristiansand gebracht hat, wo mich Sebastian abgeholt hat. Anschließend sind wir zu ihm nach Hause auf die Insel Flekkerøy gefahren, wo ich sehr herzlich aufgenommen wurde, und er und seine Familie haben mir die Insel gezeigt, bevor es am Abend zur Stärkung Lasagne gab.
Am nächsten Morgen begann dann das Abenteuer Schule für mich. Durch die Partnerschaft beider Schulen wurde mir eine Möglichkeit geboten, die nicht selbstverständlich ist, und ich durfte mir das norwegische Schulsystem und ihre Art und Weise zu unterrichten anschauen. Bereits als ich an der Schule ankam, staunte ich nicht schlecht. Die Tangen videregående skole, welche im Jahr 2009 eröffnet wurde, ist nämlich im Vergleich zur AVS deutlich moderner und verfügt über eine Vielzahl an verschiedenen Fachräumen mit diversen Nutzungsmöglichkeiten. Es gab eigene Werkstätten, um den Umgang sowohl mit Holz als auch mit Fliesen und Steinen zu lernen, eine gigantische Küche, einen eigenen Friseursalon und Blumenladen, ein eigenes Restaurant, lichtdurchflutete Kunsträume und vieles mehr. Insgesamt war das ganze Gebäude durch seine vielen Fenster sehr hell und geräumig und auch die Dachterrasse mit ihrem grandiosen Blick auf den Fjord war wunderschön.
Meinen ersten Tag verbrachte ich im Englischunterricht in einer Berufsschulklasse und hier fiel mir auf, dass die Schüler im Vergleich zu deutschen Schulen doch sehr still und zurückhaltend waren. Dennoch war der Unterricht lockerer und nicht so streng. Die Lehrer wurden mit Vornamen angesprochen, man saß an Gruppentischen und auch aufs Melden wurde nicht sonderlich viel Wert gelegt. Zusätzlich ist mir bereits hier aufgefallen, dass das Schulsystem und die Schule sehr integrativ und adaptiv sind. In dieser Englischklasse befand sich ein Junge, der beim Hören eingeschränkt war, und so wurde einfach ein Mikrofon auf jeden Tisch gestellt, damit er alle verstehen konnte und auch die Lehrer haben mit einem Headset unterrichtet.
In den nächsten Tagen besuchte ich dann einen Fachtag in Englisch, auf dem das Thema Märchen behandelt wurde, nahm an 2 Deutschklassen teil, war im Kino und in einem Theater, welches von den Schülern in Zusammenarbeit mit professionellen Tänzern gespielt wurde und habe so einen sehr vielfältigen Einblick bekommen. Manchmal sind die Norweger aber doch etwas verrückter als die Deutschen und so wurde mir in einer Deutschklasse des 13. Jahrgangs das Fliegerlied vorgesungen und dazu auf dem Tisch getanzt. Außerdem durfte ich an einem Fachtag in Sport teilnehmen, wo es um Outdoor-Education ging. Wir sind in einen Wald gefahren, wo wir zunächst Fragen zu Erster-Hilfe beantworten mussten und anschließend eine Karte von dem umliegenden Gelände zeichnen sollten, in dem wir Süßigkeiten versteckt hatten, die die anderen Gruppen nur mit Hilfe unserer Karten finden mussten. Ein weiteres Highlight war, dass ich mir im Makersspace ein T-Shirt mit meinem eigenen Design bedrucken durfte, welches ich zuvor in einer Graphic Design Klasse selber entworfen hatte.
Aber auch neben der Schule habe ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln können. Zusammen mit Inger Maria, Sebastians Frau, durfte ich mir ein Spiel der Vipers, einer erfolgreichen norwegischen Damenhandballmannschaft, anschauen, bin mit Jann im Kanonenmuseum gewesen und am Wochenende haben Sebastian, Jann und ich einen Ausflug zum Lindesnes Fyr unternommen. Das Lyndesnes Fyr ist der südlichste Leuchtturm Norwegens und entgegen aller meiner Erwartungen ist er gar nicht so groß wie ein typischer deutscher Leuchtturm, sondern eigentlich nur ein sehr kleiner Turm auf einem Felsen.
Und auch von der Natur in Norwegen war ich sehr beeindruckt und begeistert. Insbesondere auf den Inseln Flekkerøy und Odderøya ließen sich viele schöne Wege und Plätze finden und nicht zu selten kam man hierbei auch an alten, aber gut erhaltenen, Bunkeranlagen vorbei, die noch aus dem zweiten Weltkrieg stammen.
Während meines Aufenthalts machte ich auch die ein oder andere verrückte Erfahrung und habe tolle Impressionen erhalten. So bin ich mit Jann und ein paar Kumpels von ihm von einer 10m hohen Brücke auf Flekkerøy in die eiskalten Fjorde gesprungen und habe einiges von den Rüss mitbekommen. Als Rüss bezeichnet man die Abiturienten in Norwegen. Kurz vor ihren Prüfungen laufen sie alle etwa einen Monat lang in meist roten oder blauen Overalls herum, gehen häufig in eigens dafür gemieteten und umgebauten Bussen feiern und müssen für sogenannte Rüsseknoten Aufgaben erledigen. Einige harmlose Aufgaben waren beispielsweise bei einem Lehrer im Garten schlafen oder mit einem totem Fisch an einer Schnur durch die Stadt spazieren. Aber auch weniger legale Aufgaben galt es zu erledigen, natürlich auf freiwilliger Basis.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich eine extrem tolle und lehrreiche Zeit in Norwegen verbracht habe, die ich keinesfalls missen möchte. Ich habe in vielerlei Hinblick etwas gelernt und bin über mich hinausgewachsen. Ein positiver Nebeneffekt war hierbei, dass ich auch noch mein Englisch verbessern konnte. Die Natur in Norwegen hat mich während meiner Reise besonders beeindruckt und ich hoffe, dass ich es in meinem späteren Leben noch einmal nach Norwegen schaffe, um weitere tolle Orte zu entdecken und auch um Sebastian und seine Familie wieder zu sehen.
Ich würde jedem die Erfahrung eines Auslandsaufenthaltes empfehlen, weil man wirklich nur an ihr wachsen kann.
Autorin: Fenna Rohwedder